Zwei der ersten Räte der Religionen treffen sich in Frankfurt
2009 gründete sich in Hannover der Rat der Religionen. Fast zeitgleich geschah dasselbe in Frankfurt am Main. Inzwischen gibt es bundesweit schon 14 Räte. Eine Übersicht gibt es hier. Jetzt haben sich beide Vorreiter in Frankfurt getroffen. Ihr Ziel: ein Vernetzungstreffen interreligiöser Dialog-Initiativen bundesweit. Sprecherin Hamideh Mohagheghi sowie Ali Faridi und Wolfgang Reinbold, zwei der Gründer des hannoverschen Rates, berichten hier von ihren Erfahrungen und gemeinsamen Plänen.
Was haben die beiden ältesten Räte der Religionen gemeinsam? Wo sind Unterschiede?
Wolfgang Reinbold: Ähnlich wie in Hannover haben sich im Rat der Religionen Frankfurt (fast) alle Religionsgemeinschaften der Stadt verbunden. Das Ziel ist wie bei uns: Es geht darum, die multireligiöse Gesellschaft Frankfurts gemeinsam zu gestalten.
Unterschiede gibt es viele. Etwa: der Rat in Frankfurt versteht sich stärker als politisches Gremium, fast als eine Art Lobby für die Religionsgemeinschaften, insbesondere für die kleinen und wenig bekannten bzw. oft diskriminierten. Ein Bildungszentrum wie das Haus der Religionen gibt es nicht. Bei uns stehen das Gespräch zwischen den Religionen und die Bildungsarbeit im Vordergrund.
Ali Faridi: Mein Eindruck ist: In Hannover sind wir näher an der Basis, es sind mehr einzelne Gemeinden involviert.
Haben Sie eine Idee aus Frankfurt mitgebracht, die sich auf Hannover übertragen lässt?
Wolfgang Reinbold: Der Frankfurter Rat tauscht sich regelmäßig mit den städtischen Dezernenten aus und macht damit sehr gute Erfahrungen. Das könnte auch für uns eine gute Idee sein.
Hamideh Mohagheghi: Auch ich bin der Meinung, dass der Rat in Hannover sich stärker in die gesellschaftlichen und politischen Debatten der Stadt einbringen sollte. Nicht nur auf Anfragen reagieren, sondern auch die Gelegenheiten wahrnehmen und sich zu Wort melden.
Warum sollten sich die Dialog-Initiativen untereinander vernetzen?
Hamideh Mohagheghi: Für die Vernetzung sind zwei Ziele wichtig: Von der Erfahrungen der anderen lernen und gemeinsam sichtbar machen, dass die Religionen einen wichtigen Beitrag für gutes Miteinander leisten können.
Ali Faridi: Wir wollen Nachahmer finden! Das Modell „Rat der Religionen“ soll Schule machen. In jeder größeren Stadt sollte es einen Rat geben. Dabei möchten wir anderen Initiativen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Viele Gruppen wissen nicht, wie sie beginnen sollen. Wir möchten ihnen helfen, nicht die gleichen Fehler zu machen wie wir. Zum Beispiel haben wir gelernt, dass ein Gremium nicht entscheidungsfähig ist, wenn es zu groß ist. Deswegen haben wir das Forum und den Rat der Religionen gebildet. Im Forum können sich die zahlreichen Gemeinden austauschen und intensiver kennen lernen. Der Rat ist das Gremium, das Entscheidungen trifft.
Wolfgang Reinbold: Die Räte der Religionen sind ein Erfolgsmodell. Es ist an der Zeit, sich zu vernetzen. In einigen Jahren könnte daraus eine sehr fruchtbare bundesweite Struktur entstehen.